Somatoforme Störung

Somatoforme Störung – Ursachen, Diagnose und Behandlung

Bestimmte körperliche Beschwerden, wie beispielsweise Schmerzen, können mit psychologischen Aspekten verbunden sein, insbesondere wenn sie über einen längeren Zeitraum andauern. Dabei können psychosoziale Faktoren wie traumatische Ereignisse in der Kindheit oder die aktuelle Lebenssituation die Art und Intensität der Beschwerden beeinflussen. (1)

Was sind somatoforme Störungen?

Somatoforme Störungen (auch Somatisierungsstörungen genannt) sind eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen die Patient:innen über einen längeren Zeitraum an Schmerzen oder körperlichen Beschwerden leiden, für die es auch nach umfassender medizinischer Untersuchung keine Erklärung gibt. In diesen Fällen wird angenommen, dass psychische oder soziale Belastungen die Beschwerden verursachen können, insbesondere wenn ein seelisch belastendes Ereignis zeitlich mit dem Beginn der Beschwerden zusammenfällt. Die Beschwerden können chronisch und schwerwiegend sein und beeinträchtigen oft das tägliche Leben der betroffenen Personen erheblich. (2)

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Wie entstehen somatoforme Störungen?

Die genauen Ursachen für Somatisierungsstörungen sind nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass sie auf eine Kombination aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren zurückzuführen sind. Frühe Erfahrungen von Ausgrenzung, sozialem Stress in der Familie, emotionaler Vernachlässigung, körperlicher Misshandlung oder Schmerzerlebnissen durch eine chronische Erkrankung, können die Entstehung einer somatoformen Störung ebenso wie Stress oder eine dauerhafte Überforderung begünstigen.2 Bei manchen Patient:innen ist auch eine Veränderung in der Schmerzverarbeitung des zentralen Nervensystems der Grund für die erhöhte Schmerzempfindlichkeit.3

Wie viele Menschen sind von einer somatoformen Störung betroffen und welche Beschwerden treten auf?

Die Häufigkeit des Auftretens von Somatisierungsstörungen ist schwierig zu bestimmen, da viele Menschen ihre Symptome nicht als somatoforme Störung erkennen und auch von ärztlicher Seite oft keine Diagnose gestellt wird. Man geht jedoch davon aus, dass somatoforme Störungen nach Suchterkrankungen und Angststörungen am dritthäufigsten auftritt und somit zu den häufigsten psychischen Störungen zählt. (4)

Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und in ihrer Ausprägung von Person zu Person variieren. Am häufigsten kommt es zu Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen, vor allem in Kopf, Nacken und Rücken, aber auch in Muskeln, Gelenken, Bauch oder Brust. Hinzu können Beschwerden wie Herzklopfen, Schwindel, Benommenheit, Verdauungsprobleme (Durchfall, Verstopfung, Blähungen) sowie Bewegungsstörungen und Empfindungsstörungen kommen. Zusätzlich treten meist Müdigkeit und chronische Erschöpfung auf. (5)

Wie wird die somatoforme Störung diagnostiziert und behandelt?

Für die meisten Betroffenen ist der Weg bis zu einer endgültigen Diagnose lang – im Schnitt dauert es zehn Jahre und erfordert die Konsultation von zehn Ärzt:innen. Wenngleich zunächst der sorgfältige Ausschluss von körperlichen Erkrankungen und Schmerzursachen erfolgen muss, so ist das wichtigste Instrument zur Diagnosestellung die Erhebung einer eingehenden Anamnese. Im ausführlichen und vertrauensvollen Gespräch sollte die untersuchende Ärztin bzw. der untersuchende Arzt sowohl die Art und Ausprägung ihrer Schmerzen und Symptome als auch die Biografie und die Lebensumstände der Betroffenen im Detail erfassen. (6)

Es ist wichtig, eine ganzheitliche Herangehensweise für die Behandlung von somatoformen Störungen zu wählen, um den individuellen Bedürfnissen und Symptomen der Patient:innen gerecht zu werden. Das Hauptziel der Behandlung ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern – denn auch wenn ihre Beschwerden keine unmittelbare körperliche Ursache haben, so sind sie keinesfalls „eingebildet“. Bei der Therapie somatoformer Störungen werden unterschiedliche Methoden und Verfahren kombiniert. Sie zielt darauf ab, die Betroffenen aktiv in den Heilungsprozess einzubinden, um die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern.

An erster Stelle stehen psychotherapeutische Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstherapie und das Erlernen von Techniken, um besser mit den Schmerzen umzugehen. Darüber hinaus werden weitere nichtmedikamentöse Verfahren wie Bewegungstherapie, Physiotherapie und Ergotherapie eingesetzt. Medikamente, Injektionen oder Operationen spielen nur eine untergeordnete Rolle. (2)

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Detaillierte Informationen zur somatoformen Schmerzstörung finden Sie auch auf dieser Seite. Zudem gibt es auf der Website https://www.hilfefuermich.de/schmerz weiterführende Informationen zu Schmerzerkrankungen, Diagnose und Therapie.

Nutzen Sie außerdem die Gelegenheit, Patient:innenveranstaltungen zum Thema zu besuchen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Auf https://www.hilfefuermich.de/schmerz/anlaufstellen-4 sind die aktuellen Veranstaltungstermine sowie verschiedene andere Anlaufstellen aufgeführt.

 

Quellen:
(1) AWMF. S1– Leitlinie Chronischer Schmerz. Online unter https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/053-036. Zuletzt abgerufen am 13.03.2023.(2) Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Seelenschmerz. Online unter https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/patienteninformationen/schmerzerkrankungen/seelenschmerz-somatoforme-schmerzstoerung. Zuletzt abgerufen am 26.04.2023.
(3) Schön Klinik Gruppe. Somatoforme Störung. Online unter https://www.schoen-klinik.de/somatoforme-stoerung. Zuletzt abgerufen am 21.03.2023.
(4) Ärzteblatt. Somatoforme Störungen und Funktionsstörungen. Online unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/64188/Somatoforme-Stoerungen-und-Funktionsstoerungen#:~:text=International%20liegen%20die%20Angaben%20zur,verursacht%20(e5%2C%20e6). Zuletzt abgerufen am 18.04.2023.
(5) Lahmann et al. Somatoforme Schmerzen – ein Überblick. Psychiatria Danubina 22.3 (2010): 453–458.
(6) Ärztezentrum Nordstadt. Somatoforme Schmerzstörungen. Online unter https://www.schmerz-hannover.de/portfolio/somatoforme-schmerz-stoerungen/. Zuletzt abgerufen am 26.04.2023.