kognitive Verhaltenstherapie bei chronischen Schmerzen

Antworten auf Ihre Fragen rund um die kognitive Verhaltenstherapie

Ob als eigenständige Therapie oder im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie, ob im persönlichen Gespräch oder internetbasiert: Die kognitive Verhaltenstherapie kann unter anderem bei chronischen Schmerzen, besonders bei Rückenschmerzen, angewendet werden. (1) (2) Wie läuft diese Therapie ab und wie kann sie Ihnen helfen?

Die kognitive Verhaltenstherapie: Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Stressoren behandeln

Chronische Schmerzen können nicht nur medizinische Ursachen haben, sondern auch durch psychosoziale Faktoren ausgelöst, aufrechterhalten und verstärkt werden. (1) Damit sind Auslöser gemeint, die in unseren Gefühlen und Gedanken liegen, oder Auswirkungen unseres Umfelds. Das bedeutet, wie wir denken und empfinden, kann die Schmerzen ebenso beeinflussen wie familiäre Belastungen, beruflicher Stress oder Traumata. Auch die Beschwerden selbst lösen häufig Stress aus: Dauerhafter Schmerz kann ein Stressfaktor für sich sein. Diese unterschiedlichen Stressverursacher und unsere Reaktionen darauf können einander bedingen und in einen wahren Teufelskreis führen.

Deshalb ist es sinnvoll, die Erkrankung nicht nur mit medizinischen Verfahren und Methoden wie Bewegungstherapie oder mithilfe von Medikamenten zu behandeln, sondern auch mit einer Verhaltensänderung, die mit psychotherapeutischer Unterstützung gelingen kann. Wenn Ihnen Ihre hausärztliche Praxis daher eine Psychotherapie vorschlägt, möchte Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt damit neue Wege zur Bewältigung Ihrer Schmerzen aufzeigen.

Digitale Schmerztherapie

Was bedeutet „kognitive Verhaltenstherapie“?

Der Grundgedanke der kognitiven Verhaltenstherapie ist, dass unser Wohlbefinden auch davon abhängt, wie wir auf unser Umfeld reagieren, welche Gedanken wir uns machen und wie die Handlungen anderer auf uns wirken. Wir können unsere Verhaltensmuster aber nicht immer erkennen, da sie oft auf erlernten Denkmustern basieren. Der Begriff „kognitiv“ umschreibt dieses Ziel der Therapie: Das lateinische Wort „cognoscere“, von dem er abgeleitet ist, bedeutet: „erkennen, erfahren, bemerken“. In diesem Teil der Therapie geht es darum, Denkmuster und dahinter liegende Gefühle erkennen. Sie lediglich zu erkennen, genügt jedoch nicht: Ziel ist es, die Muster zu durchbrechen und das Verhalten zu verändern.

  • Jemand, der sorgsam vermeiden möchte, Schmerzen zu verstärken, zieht sich möglicherweise zurück, meidet Bewegung oder Aktivitäten mit anderen. Diese würden sich jedoch positiv auf die Beschwerden auswirken und auch Folgebeschwerden wie Depressionen vorbeugen. [LINK zu 3.7] In einem solchen Fall muss also der „Schritt nach draußen“ geübt werden.
  • Umgekehrt versuchen von Schmerz Betroffene, die Beschwerden zu ignorieren und z. B. mit in der Kindheit erlernten Durchhalteparolen zu bekämpfen („Nimm dich zusammen! Das geht gleich wieder weg, einfach nicht beachten.“), vielleicht verbunden mit Ablenkungsstrategien, die bereits die Eltern angewandt haben, um bei einem aufgeschlagenen Knie oder Wespenstich zu trösten. Selbstverständlich verschwinden die Schmerzen durch dieses Wunschdenken nicht, im Gegenteil, sie werden sogar stärker. Es gilt zu erkennen, wie schädlich es ist, die Beschwerden zu ignorieren, und wie man sie stattdessen bewältigen könnte.

In der kognitiven Verhaltenstherapie lernt man, alte, belastende Denkmuster wie diese und andere durch solche zu ersetzen, die das Wohlbefinden fördern. Man lernt, Situationen realistischer einzuschätzen und die Kontrolle über Gedanken und Verhalten zurückzuerlangen.

Für wen eignet sich die kognitive Verhaltenstherapie?

Mit der kognitiven Verhaltenstherapie sollen Patient:innen mit chronischen Schmerzen ihre Lebensqualität zurückerlangen. Sie kann dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und wieder aktiver am Leben teilzunehmen, beruflich und privat – selbst wenn die Schmerzen nicht vollständig verschwinden.

Die kognitive Verhaltenstherapie kann auch Patient:innen helfen, deren Schmerzen noch nicht chronisch geworden sind. Kehren Schmerzen immer wieder, besteht die Gefahr, dass sie dauerhaft bleiben. Dies soll mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie vermieden werden.

Außerdem ist diese Art der Therapie sinnvoll, wenn Depressionen oder Angststörungen behandelt werden sollen.

Anders als beispielsweise die Psychoanalyse geht die kognitive Verhaltenstherapie nicht den Ursachen für die Beschwerden auf den Grund. Sie identifiziert vielmehr bestimmte Schwierigkeiten, um diese zu beheben.

Selfapys Online-Kurs bei chronischen Schmerzen“ beinhaltet Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie und kann bei chronischen Schmerzen und Rückenschmerzen eine Behandlungsoption sein. Er bietet schnellen und flexiblen Zugang zu fachgerechter Hilfe, ist flexibel durchführbar und kostenfrei auf Rezept erhältlich.

Wann kann eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sein?

Die gute Nachricht ist, dass Sie selbst ein essenzieller Bestandteil für den Erfolg der kognitiven Verhaltenstherapie sein können. Denn wenn Sie der Behandlung und den Veränderungen, die sie bewirken soll, offen gegenüberstehen, haben Sie die Möglichkeit, aktiv etwas an Ihrer Situation zu verändern. Das bedeutet, dass Sie lernen können, Einfluss auf Ihre Lebensqualität zu nehmen, diese zu verbessern und somit bei Schlafstörungen oder Auswirkungen der Schmerzen auf das private Leben entgegenzusteuern.

Wie wird die kognitive Verhaltenstherapie durchgeführt: ambulant, stationär oder online?

In der Regel findet die kognitive Verhaltenstherapie in wöchentlichen persönlichen Sitzungen über mehrere Wochen oder Monate statt. Sie kann im Rahmen einer multimodalen Verhaltenstherapie [LINK zu 3.18] außerdem Teil der ambulanten oder stationären Behandlung sein und statt in Einzel- auch in Gruppentherapie durchgeführt werden.

Mittlerweile gibt es zudem Onlineangebote. Das können Psychotherapeut:innen sein, die ihre Sitzungen auf Wunsch als Videogespräch durchführen, aber auch eine besondere Form der kognitiven Verhaltenstherapie, die internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie, kurz iKVT. Sie wird in Deutschland nur begleitet durch eine:n Therapeut:in durchgeführt, also nicht als Programm zur Selbstanwendung. Der Kontakt zu den Psychotherapeut:innen findet nach einem persönlichen Erstgespräch telefonisch oder per E-Mail statt.

Die internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie unterscheidet sich in der Methodik nicht von der kognitiven Verhaltenstherapie, die in persönlichen Gesprächen mit Therapeut:innen durchgeführt wird. Länge, Aufbau oder einzelne Inhalte können allerdings anders sein. Um das Verhalten zugunsten positiver, selbstwirksamer Handlungsmuster zu verändern, erhalten Teilnehmende Anleitungen für Übungen, die sie eigenständig durchführen können. (3)

[H3] „Selfapys Online-Kurs bei chronischen Schmerzen“

Wenn Sie unter chronischen Schmerzen oder Rückenschmerzen leiden, kann die neue DiGA Selfapy Sie jetzt dabei unterstützen, Ihre Schmerzen selbstbestimmt zu bewältigen, einen neuen Umgang mit Ihren Schmerzen zu entwickeln und Ihre Lebensqualität zu verbessern. Der Onlinekurs hilft Ihnen bei psychologischen Belastungen, ist flexibel in Ihrem Alltag durchführbar und kostenfrei auf Rezept erhältlich.

Wer trägt die Kosten einer kognitiven Verhaltenstherapie?

Unter bestimmten Voraussetzungen werden die Kosten einer kognitiven Verhaltenstherapie von der gesetzlichen Krankenkasse getragen. Das ist zum Beispiel bei Patient:innen mit Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen der Fall. Die Übernahme der Kosten kommt ebenfalls infrage, wenn Ärztin oder Arzt bestätigen, dass die Belastung der chronischen Schmerzerkrankung die Lebensqualität der Betroffenen so stark beeinträchtigt, dass der Leidensdruck psychotherapeutische Unterstützung rechtfertigt. Sie müssen den mit Ihrer Therapeutin oder Ihrem Therapeuten verfassten Antrag auf Kostenübernahme bei Ihrer Krankenkasse einreichen – zusammen mit einem hausärztlichen Bericht. In diesem wird begründet, warum die kognitive Verhaltenstherapie notwendig ist, und dass es keine Gründe gibt, die gegen den Beginn einer Therapie sprechen.

Die Kosten für Digitale Gesundheitsanwendungen werden nach Verordnung durch Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen ebenfalls von den Krankenkassen übernommen. Sie haben auch die Möglichkeit, direkt bei Ihrer Krankenkasse dazu nachzufragen. „Selfapys Online-Kurs bei chronischen Schmerzen“ bietet Unterstützung bei chronischen Schmerzen sowie Rückenschmerzen mit psychischen und somatischen Faktoren und beruht auf evidenzbasierten Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie.

 

Quellen:
(1) Deutsche Schmerzliga e. V. Psychologisch-verhaltensmedizinische Therapie. Online unter https://schmerzliga.de/psychologisch-verhaltensmedizinische-therapie/. Zuletzt abgerufen am 13.03.2023.
(2) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). gesundheitsinformation.de. Rücken- und Kreuzschmerzen. Online unter https://www.gesundheitsinformation.de/multimodale-schmerztherapie-und-kognitive-verhaltenstherapie.html. Zuletzt abgerufen am 13.03.2023.
(3) Stiftung Gesundheitswissen. Hilft eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (iKVT) bei einer Panikstörung? Online unter https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/angststoerung/hilft-online-verhaltenstherapie-bei-panikstoerung. Zuletzt abgerufen am 13.03.2023.